Rente 2.0: Ist eine soziale Rente finanzierbar bis 2045?

Nach einer angeregten Diskussion die Teilnehmer des Diskussionsabends vlr: Jürgen Vahlberg, Sven Matterne, Walter Benda, Prof. Hauer, Reinhhard Bauer, Renate Kürzdörfer, Dr. Lutz, Carsten Bielefeld, Klaus Barthel, Michaela Mellinger

30. April 2019

Die Alte Akademie verströmt einen Charme eines nicht mehr ganz jungen Gebäudes, das dringend renoviert und für die neue Zeit umgebaut werden muss. Bei einem so historischen Gebäude ist beim Umbau Einiges zum Denkmalschutz zu beachten, damit der Charme erhalten bleibt. Vielleicht genau der richtige Ort, um über Rente 2.0 zu diskutieren. Wenn die AGS Oberbayern zu einer Diskussion ruft, kommen politisch Engagierte mit vielen Perspektiven zusammen. Ein neues, nachhaltiges und stabil finanziertes Konzept für die Rente 2.0 muss her. Darin waren sich alle Teilnehmer einig.

Dass die Starken für die mitsorgen, die aufgrund der eigenen Lebensgeschichte unverschuldet keine auskömmliche Alterssicherung aufbauen konnten, darin sind sich alle Teilnehmer einig. Dass wir in einer Gesellschaft leben möchten, in der Alter ohne Armut möglich ist, darin stimmten ebenfalls alle überein. Der Abend in der Alten Akademie hat eine Diskussion eröffnet, die sicher zwischen den Teilnehmern fortgeführt wird. Wenn wir das als AGS Oberbayern leisten konnten, freut uns dass sehr.

Zunächst wurde ausführlich auf die aktuelle Situation der Rente hingewiesen. Weiterhin stellten die Kollegen aus Herne ihr Konzept Rente 2.0 vor. Es entwickelt die bestehende Rentenversicherung weiter und nutzt zusätzliche Einnahmequellen, damit eine Rente für jeden übrig bleibt, die nicht nur zum Überleben reicht, sondern gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht.

Renate Kürzdörfer, Stadträtin in München, Mitglied AGS Bundesvorstand: "Die AGS fordert seit Jahren ein Rentenkonzept, in das alle Erwerbstätigen einbezogen werden. Gerade für die Selbstständigen, denen kein berufsständisches Versorgungswerk zur Verfügung steht, müssen verpflichtende Maßnahmen für die Altersvorsorge überlegt und umgesetzt werden, nicht nur um der Altersarmut, sondern auch um Kriterien der Scheinselbständigkeit entgegen zu wirken. Dabei ist eine solide Finanzierung der Rente ein wichtiger Aspekt wie auch Beitragsbemessungsgrenzen neu zu definieren."

Carsten Bielefeld, Initiator des Konzeptes Rente 2.0 und Mitglied AGS Bundesvorstand: "Seit Jahren sinken die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung. Durch zu geringe Renten werden die Unterschiede zu den Netto-Einkommen immer größer. Bereits heute können viele Rentner ihre Lebenshaltungskosten nicht mehr alleine tragen. Parallel dazu steigen die Steuerabgaben auf die Altersrenten, sowie die Mietkosten – vor allem in Ballungsgebieten. Daher fordert die AGS eine schnellst mögliche zukunftssichere Reform der Rente !!!! Um nicht nur zu fordern, hat Die AGS Herne direkt ein Konzept der Rente 2.0 erarbeitet."

Durch die eingeladenen Diskutanten gab es einen lebhaften Austausch. Es gab Anregungen aus sozialpolitischer Sicht, vor allem in Bezug auf von Altersarmut betroffenen Frauen (Ruth Waldmann). Dr. Lutz wieß darauf hin, dass die Belange der Selbstständigen berücksichtigt werden, besonders ein Bestandsschutz laufender Alterssicherung. Er zeigte aber auch eindringlich auf, dass die Verfolgung von Freelancern und Interimsmanagern mit dem Verdacht der Scheinselbstndigkeit aufhören muss. Klaus Barthel vertrat die Sicht der Arbeitnehmer*Innen und erinnert daran, dass auch die AFA ein Konzept erarbeitet hat. Insbesondere muss die Gesellschaft bei der Rente die Menschen schützen, denen es aufgrund geringer Löhne nicht möglich war, eine anständige Alterssicherung aufzubauen. Langfristig müssen wir aber dahin kommen, dass Löhne gezahlt werden, mit denen eine auskömmliche Alterssicherung aufgebaut wird.

Ein komplexes Thema, zu groß um in einem Abend abschließen behandelt zu werden. Jedem war aber nach diesem Abend klar, wo die Übereinstimmungen liegen und in welchen Bereichen die Diskussion fortgeführt wird. Michaela Mellinger fasste am ende die Ansichten zusammen und verwies auf das Zitat von von Ferdinand Lassalle: "Was der Sozialismus will, ist nicht, Eigentum aufheben, sondern im Gegenteile individuelles Eigentum, auf die Arbeit gegründetes Eigentum erst einführen."

Weitere Informationen: https://grundrente.files.wordpress.com/2018/12/18-12-16Rentenkonzept-KurzfassungSPDAGSA5_druck.pdf

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