Eines der spannendsten Ergebnisse der Diskussion „Digitale Giganten und kleine Unternehmen“ der Arbeitsgemeinschaften der Selbstständigen (AGS) der Münchner und oberbayerischen SPD am 27. September in Poing: Die Internetökonomie wirkt sich von Ort zu Ort unterschiedlich auf die kleinen Gewerbetreibenden aus.
Die AGS Oberbayern machte sich vor Ort ein Bild davon, wie sich die Plattformökonomie für die kleinen Unternehmen auswirkt. Dies führte zu überraschenden Erkenntnissen.
In Poing beispielsweise geht es den Gewerbetreibenden so gut, dass sich gerade der Gewerbeverein auflöst. Aus Herrsching war anderes zu hören: Laut eines Gemeinderates aus Herrschig, fühlen sich viele Einzelhändler sehr wohl von der digitalen Konkurrenz bedroht. Und die Erdinger Landrätin und Landtagskandidatin für den Landkreis Erding Gertrud Eichinger beschrieb Initiativen von Händlern und Dienstleistern im Landkreis, sich stärker lokal und regional zu vernetzen – auch, um ihr Profil gegenüber Amazon & Co. zu schärfen. Die Ebersberger Landtagsabgeordnete Doris Rauscher wies daraufhin, dass es einen regen Austausch der Fachpolitiker mit der AGS bedarf, damit die Arbeitsbedingungen gerade der Selbständigen nicht in die Armut oder persönliche Ausbeutung führen. „Man kann die Entwicklung ins digital Zeitalter nicht aufhalten, muss sie aber klug gestalten, indem beispielsweise Weiterbildungsstrategien für alle etabliert werden. Hier gibt es auf Bundesebene bereits erste positive Entwicklungen“, berichtete Rauscher. „Wichtig ist mir: Langjährige Errungenschaften bei Arbeitnehmerrechten müssen auch in Zeiten der Digitalisierung gewahrt bleiben und dürfen nicht ausgehöhlt werden.“
Doch nicht nur die lokalen Unterschiede machen das Verhältnis der digitalen Giganten auf der einen Seite und der kleinen Unternehmen wie auch der einzelnen Selbstständigen so komplex: „Die Veränderungen durch die Internetökonomie betreffen alle Arbeitsbereiche: Von Arbeitsformen über Arbeitsbedingungen des Einzelnen bis zum Vertragsrecht“, erklärte Michaela Mellinger, Vorsitzende der AGS München Land.
Entsprechend müsse die Politik nicht die eine große Antwort finden, sondern viele kleine und mittlere, so Mellinger – und zwar auf unterschiedlichen Ebenen: „Die EU muss Steuerschlupflöcher stopfen und Monopole abbauen, die deutsche Regierung Mindesthonorare festlegen und Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung integrieren – und auf Landes- und kommunaler Ebene braucht es Unterstützung für lokale Netzwerke, aber auch für digitale Start-ups. Es geht um nicht weniger als darum, unsere Gesellschaft fit zu machen, dass die Chancen aus der Digitalisierung auf Augenhöhe für alle genutzt werden können.“